Anfang der 70er-Jahre kam einer von Sam Peckinpahs umstrittensten Filmen in einem folgenschweren Moment in die Kinos. Straw Dogs lief mit Dirty Harry und Uhrwerk Orange im gleichen Monat an und lieferte damit die Steilvorlage für eine verbissen geführte Debatte um Gewalt im Kino. Basierend auf einer wenig bekannten britischen Romanvorlage spielt Dustin Hoffman einen belesenen, amerikanischen Mathematiker, der sich mit seiner jungen Braut (Susan George) für eine Weile in deren Heimatort ins ländliche England zurückzieht. Dort verteidigt er schließlich sein Haus gegen den Angriff einer Hand voll einheimischer Rabauken, und muss dabei einen beängstigend wilden, brutalen Wesenszug an sich entdecken.
Das ist nicht die einzige jener soziologisch quasi unlösbaren Fragen, der Sam Packinpah mit seiner kontroversen Regiearbeit auf den Grund zu gehen versucht. Hoffmans Darstellung beibt einem in Erinnerung, wird einen nicht mehr loslassen, die schauspielerische Akribie mit der er sich vorbereitet hat auf diese Rolle spürt man in jeder Sekunde (in den Specials kurz aber umfassend dokumentiert). Der weltgewandte, städtische Amerikaner. freundlich, offenherzig, schlau und intelektuell; erfolgreich, hart arbeitend...Eigenschaften und Verdienste die ihm immer wieder in seinem Leben geholfen haben, ihn bestimmt beliebt gemacht haben, helfen ihm in einer kleinen Dorfschaft in Cornwall nicht weiter. Eigentlich ist er es gewohnt selbstsicher sein zu können - warum auch nicht? Jeder von uns hier würde ihn wahrscheinlich mögen. Überheblichkeit ist ihm fremd, weil er sie weder brauchte noch wollte. Doch hier auf dem Land ist er ein Fremdkörper, einer der sich in den Augen der Dörfler nie bewehrt hat. Das verstört nicht nur ihn, sondern auch die Dörfler selbst, allen voran die maskuline Fraktion Cornwalls. Hat er sich nicht eine der schönsten und beliebtesten jungen Frauen der Gegend in den USA zur Ehefrau genommen??? All das führt zu Gefühlen, Vorfällen und Interpretationen, wie Missverständnissen, die intensiver nicht verfilmt hätten werden können.
Und in einer sternenklaren Nacht, auf die der ganze Film hinspielt, entscheidet sich alles! Menschen entfremden sich, sterben und ein Mann wird geboren...und wir sind dank Packinpah Zeuge seiner Taufe.
Das alles ist EINE Definition, ob Dylans Frage damit für jeden beantwortet ist bleibt fraglich und wahrscheinlich unmöglich. Ist es Packinpahs Meinung? Oder nicht vielmehr eine These für die er Beweise liefert? Wird sich jeder Mann im Zweifelsfall für sein Haus, sein Heim entscheiden statt für seine Gefährtin? Wann ist er bereit zu den Waffen zu greifen? Bei welcher (wessen) Bedrohung? Man sollte darauf achten wenn man sich diesen Meilenstein der Filmgeschichte ansieht. Immer und immer wieder....
Was bleibt aus heuteiger Sicht dazu zu sagen? Würde man ihn heute ehr aus der Sicht "Pädagogisch wertvoll" betrachten? Wer weiß aber allein die Möglichkeit zeigt uns doch das sich einiges geändert hat seit damals. Die Gewaltdarstellung ist objektiv gesehen heute nicht mehr der Rede wert. Subjektiv jedoch bleibt sie einfach sehr intensiv, denn es sind nicht die Szenen in denen Blut fließt, die einem am härtesten vorkommen.
Das einzige was ihn für mich heute immer noch kontrovers macht, ist dass was Packinpah auch in eine Reihe mit Alfred Hitchkock stellt: Der Weg, den er beschreitet um an seine gewünschte Darstellung zu kommen. Wie weit darf man mit seinen Schauspielern gehen? Wann muss man sie schützen?

Und irgendwie wird einem das Duo Packinpah & Hoffman etwas unheimlich. Und villeicht macht sie genau das zu vollkommenen Künstlern.