Der Neo-Noir, geprägt vom klassischen Film noir, scheint in einer schnelllebigen Zeit immer seltener zu werden, da ist man schon dankbar für den Versuch eines solchen, die wesentlichen Kernelemente des Subgenres einzubinden. Mit einem Mord im Zentrum, den trostlosen Kulissen einer Großstadt und Regen bei Nacht.
Das beschert „Across the Hall“ gerade im Mittelteil ungeheure Spannung, doch am Ende gibt er sich weitaus durchdachter als er letztlich ist.
Es ist das klassische Drei-Personen Stück um zwei Männer mit einer Frau im Fokus.
Julian (Mike Vogel) wird von Terry (Danny Pino) angerufen, der seine Frau June (Brittany Murphy) beim Fremdgehen erwischt habe. Er sei ihr ins Hotel gefolgt und befände sich im Zimmer direkt gegenüber, bereit von der Schusswaffe Gebrauch zu machen, die er kurz zuvor aus Julians Wohnung stahl, denn er vermutet den Liebhaber ebenfalls dort.
Julian hastet zum Hotel, doch Terry hat bereits den ersten Schritt getan…
Zunächst mag einen die verschachtelte Erzählweise ein wenig verwirren, da erst Resultate gezeigt werden und später die dazu führenden Umstände ins Spiel kommen. Der Versatz zwischen Gegenwart und Vergangenheit erscheint besonders während der Einführungsphase der Hauptfiguren eher hinderlich zu sein, was sich im Verlauf hingegen als effektives Spiel mit Finten und Twists erweist.
Neben der nichtlinearen Erzählweise stechen auch die triste Farbgebung innerhalb der Hotelanlage, die isolierte Umgebung der Figuren und die Wahl einiger Kameraperspektiven ins Auge.
Der Blick durch den Türspion oder der steile Winkel vom Schild einer Leuchtreklame sind bezeichnend für die latent vorherrschenden Merkmale des Neo-Noir, der sich im Verlauf ausschließlich auf das Zusammenspiel der Protagonisten konzentriert.
Zwar erfährt man kaum Bestandteile irgendwelcher Vorgeschichten, dafür fügen sich zumindest bis zu einem bestimmten Zeitpunkt alle Gegebenheiten nahtlos aneinander, - es erscheint logisch, warum welche Figur zuvor auf diese Weise handelte, was es im Jetzt erst spannend gestaltet, wenn Teile A und B vorheriger Szenen einen Sinn ergeben.
Terry folgt seiner Verlobten June in ein schäbiges Hotel, in dem sie mit einem anderen Mann eingecheckt hat. Er ruft seinen besten Freund Julian an, um ihm zu erzählen, was passiert ist. Julian gerät in Panik, denn Terry hat vor, seine Verlobte und ihren Lover umzubringen. Er steht betrunken auf dem Hotelflur und wartet, bis die beiden aus dem Zimmer kommen. Julian setzt jetzt alles daran, die Katastrophe zu verhindern und macht sich auf den Weg in das Hotel. Wird er das Unglück verhindern können oder begibt er sich womöglich selbst in höchste Lebensgefahr?

Im Gesamtpaket bietet dieses Debüt den altehrwürdigen Geschmack der 40er und 50er, an dem Regisseure wie Robert Siodmak, John Huston oder Orson Welles möglicherweise Gefallen gefunden hätten.