"Ich weiß jetzt, was Krieg bedeutet. Er ist das Böse", sagt Felo, der Krieger, der drei Jahre in der Grenzregion zwischen Armenien und Aserbaidschan im Schützengraben lag. 40.000 Menschen starben und mehr als eine Million wurde zu Flüchtlingen, als die beiden Länder Anfang der 90er Jahre um die Region Bergkarabagh stritten.

Auf der armenischen Seite kämpften meist schlecht ausgebildete und kaum ausgerüstete Zivilisten, junge Männer, die vom Patriotismus getragen wurden. Mit dabei war über mehrere Wochen der Filmemacher Vardan Hovhannisyan, der mit seiner Kamera ein gespenstisches, hautnahes Bild des Konflikts dokumentiert. Während dem Betrachter buchstäblich die Kugeln um die Ohren fliegen, werden Verletze und Tote aus den Gräben gezogen, Familienväter sprechen ihre letzten Worte in die Kamera, Sanitäterinnen wenden sich an ihre Kinder zu Hause.

Tief gezeichnet und geschockt von den Verheerungen des Krieges, verpackt Vardan Hovhannisyan seine Filme im Keller. Es dauert zwölf Jahre bis er das Material sichtet und sich auf die Suche nach den Überlebenden macht: Was ist aus den Kriegern von damals geworden? Felo, der Mann, der früher nicht einmal ein Huhn töten konnte, ist bei der Armee geblieben, er hat kaum noch Kontakt zu seiner Familie. Djoud, der Held und Brutalste der kleinen Gruppe, sitzt beim Wiedersehen eine längere Gefängnisstrafe ab und Kadjik lebt in einer psychiatrischen Klink. Keiner der früheren Weggefährten hat ins normale, zivile Leben zurück gefunden. In ausführlichen Interviews zeichnet der Regisseur ein erschütterndes Dokument der unsichtbaren Kriegsnarben, die alle - Männer und Frauen - in sich tragen. Ein außergewöhnlicher Film, der durch den Zeitsprung zwischen Kriegs- und Friedenszeiten niemanden unberührt lässt.

Film von Vardan Hovhannisyan
Originaltitel: A Story of People in War and Peace