Noch während der Streit über das evolutionäre Verhältnis von Menschen und Affen die Wissenschaft beschäftigt, machen sich die Konsequenzen aus dieser engen Verwandtschaft bereits dramatisch bemerkbar: Gleich zwei Arten von Menschenaffen sind massiv durch Krankheitserreger bedroht, die wahrscheinlich menschlichen Ursprungs sind. Aber wie lässt sich das nachweisen, und was kann man dagegen tun, falls sich die Hypothese als richtig herausstellt? Biologen und Wildhüter arbeiten unter Hochdruck, doch nun müssen sie auch noch mit Bedrohungen zurechtkommen, die jenseits der Wissenschaft liegen...

Tödliche Hilfe
Es begann als Schutzprojekt und einmalige Gelegenheit, unsere engsten Verwandten intensiv zu studieren: Der Mahale-Nationalpark in Tansania bietet einer der größten Schimpansen-Populationen Schutz und wird seit 15 Jahren von Biologen aus aller Welt frequentiert. Vor kurzem machten sie eine beängstigende Beobachtung: Manche der Affen erkranken an Atemwegsinfekten und sterben. Hat sich eine neue Krankheit ausgebreitet, und besteht eventuell auch Gefahr für die Menschen vor Ort? Die Schimpansen werden daraufhin intensiv untersucht.

Das Resultat trifft die Forscher wie ein Schlag: Es sind menschliche Husten- und Erkältungserreger, die für die Affen tödliche Folgen haben, eingeschleppt von den Naturschützern selbst.

Riesen im Kreuzfeuer
Ebola, die vielleicht schrecklichste Seuche Afrikas, hat den Weg von den menschlichen Siedlungen zu den Gorillas gefunden und rafft sie scharenweise hin. Wo Ebola zuschlägt, sterben binnen Monaten ganze Populationen aus, die Bestände sind nach Schätzungen schon um 60 Prozent dezimiert. Dabei haben Epidemiologen bereits eine Idee für die Rettung der Riesenaffen: Stimmt ihre Vermutung, und Frucht fressende Fledermäuse sorgen für eine sukzessive Ausbreitung des Virus über den Kontinent, dann könnten sie der Seuche mit einer gezielten Impfung zuvorkommen.

Doch solange im Krisengebiet Kongo marodierende Guerillas herrschen, die selbst die hoch bewaffneten Ranger-Trupps der Regierung vertreiben und auf geheimen, illegalen Wegen für viel Geld Jäger und Besuchergruppen unkontrolliert zu den Affen schleusen, sind die Männer der Schutzmission im Virunga-Nationalpark machtlos.

Die Gier ist groß
Gorillas und Schimpansen werden getötet, gegessen und verkauft. Die ständige Nachfrage nach Edelholz aus Afrika heizt das Affenschlachten an, denn mit den neuen Forststraßen dringen die Affenjäger immer weiter in den Urwald vor. So werden auch die letzten Rückzugsgebiete der Tiere zugänglich. Und - auf den Straßen transportieren die Händler nicht nur Baumstämme, sondern auch getötete Wildtiere in die Städte und auf die Märkte des Landes.

Doch noch lukrativer als Affenfleisch ist der Abbau von Coltan, einem seltenen und begehrten Erz, das für die Herstellung von High Tech-Geräten wie Handys und PCs eingesetzt wird. Die Erzvorkommen liegen auch in einem Nationalpark, einem der wichtigsten Rückzugsgebiete der Berggorillas.

Über 10000 Minenarbeiter arbeiten hier und müssen versorgt werden. Sie jagen systematisch Menschenaffen, Elefanten und andere Wildtiere.