Dokumentation, Frankreich 2007
Regie: Eyal Sivan

Die Dokumentation erzählt den Werdegang der Zwillingsbrüder Lech und Jaroslaw Kaczynski, die 2005 zum Präsidenten beziehungsweise zum Premierminister Polens gewählt wurden. Sie zeichnet ein Porträt der beiden Brüder auch anhand der Menschen in ihrer Umgebung, ihrer Mutter, der Ehefrau Lech Kaczynskis, eines zwischenzeitlich zu Ministerehren gekommenen Studienkameraden und der Aktivisten ihrer Partei "Recht und Gerechtigkeit".

Die Zwillingsbrüder Lech und Jaroslaw Kaczynski, die wichtigsten Akteure des aktuellen politischen Lebens in Polen, werden heute gelegentlich eingeholt von den Bildern des polnischen Erfolgsfilms der 60er Jahre "Von zweien, die den Mond stahlen", in dem sie als Elfjährige die Hauptrollen zweier Lausbuben spielten. Rund 40 Jahre später fragt man sich, ob die Fiktion nicht von der Realität übertroffen wurde.
Polen ist heute weder das Land der heldenhaften "Solidarnosc"-Bewegung noch inspiriert von der Gläubigkeit des verstorbenen Papstes Johannes Pauls II. oder der Intelligenz und dem Mut von Männern wie Bronislaw Geremek, Tadeusz Mazowiecki, Lech Walesa und Adam Michnik. 18 Jahre nach dem Ende der kommunistischen Ära ist Polen hin- und hergerissen zwischen einer rasanten Modernisierung und Europäisierung und einem instinktiven Sichklammern an das eigene "Wir-Gefühl". Nationalismus und gegen politische Widersacher gerichtete Revanchegelüste haben einem toleranten Denken und dem Traum von Europa den Rang abgelaufen.
Die Kaczynski-Brüder ziehen alle Register: Mal versprechen sie den vom Aufbau des Kapitalismus auf den Trümmern der Sowjet-Wirtschaft erschöpften Menschen das Blaue vom Himmel, mal lassen sie kein gutes Haar an den Repräsentanten des alten Regimes und deren Komplizen, die nach dem Ende des Kommunismus Amnesie und Amnestie verfügten. Aus Aussagen zahlreicher Mitglieder der Partei der Kaczynski-Brüder analysiert die Dokumentation die Doppelnatur der beiden Parteiführer. Sie haben sich mit einer modernen Partei ausgestattet, beseelt von dem einzigen Ziel, an die Macht zu kommen und sie zu behalten. Gleichzeitig haben sie sich unter dem Vorwand auf die Seite der Europa-Skeptiker geschlagen, Polen müsse zuerst und vor allem seiner einzigartigen Vergangenheit treu bleiben.
Journalisten und Publizisten fragen sich, ob im politischen Leben Polens noch alles mit rechten Dingen zugeht, wenn Zwillinge in brüderlicher Eintracht das Land führen. Ist das nicht eine Art absolutistischer Machtfülle, vereint in den Händen einer einzigen Familie? Der polnische Karikaturist Marek Raczkowski vergleicht diese Situation mit einem grotesken, surrealistischen Theaterstück, während der legendäre "Solidarnosc"-Führer Lech Walensa in ihr eine Fehlentwicklung der Demokratie sieht.