Die vergangenen Monate, sagt Friedrich S., seien die Hölle gewesen. Nichts sei mehr gegangen: seine Arbeit, seine Freunde, sein ganzes Leben seien ihm entglitten. Zum Schluss habe er nichts mehr auf die Reihe gebracht, sei täglich richtiggehend vor dem Computer versackt. Gequält von Depressionen sah Friedrich S. als einzigen Ausweg: ärztliche Hilfe und den Entzug in einer Klinik. Er wollte sich befreien von dieser peinlichen Sucht - nach "exzessiver sexueller Betätigung", wie sein Arzt attestierte.

Gibt es das? Eine Sucht nach Sex? Ein krankhafter Trieb nach dem nächsten Kick - egal wie, egal mit wem, egal was man riskiert? Das Phänomen macht seit geraumer Zeit Schlagzeilen. In Talkshows outen sich brave Bürger als "sexabhängig". In Internetforen diskutieren Menschen die Frage: Gibt es eine Grenze jenseits derer Sex zwanghaft und damit krankhaft wird?

Eben dies ist in der psychiatrischen Forschung umstritten. Denn für das Krankheitsbild "Sucht" gibt es klinische Kriterien, die bei Alkohol und Drogen auch physisch zutage treten. Im Gegensatz dazu lassen sich die Sucht-Symptome bei allen nicht an Stoffe gebundenen Süchte viel schwerer nachweisen. Entsprechend vage und umstritten sind auch die Schätzungen, wie viele Menschen in Deutschland daran leiden - ein Wissenschaftler gibt die Zahl mit 500.000 Personen an.

SWR Autor Thomas Diehl hat versucht, dem Phänomen dieser peinlichen Sucht auf den Grund zu gehen. Sex-Sucht - Krankheit oder Medienphänomen? Er traf Wissenschaftler und Ärzte - vor allem aber Menschen, für die die Lust zu Qual geworden ist.

Ein Film von Thomas Diehl