Vor 30 Jahren: Sydney - Australien sucht sein Gesicht
Release: Vor 30 Jahren: Sydney - Australien sucht sein Gesicht
- Datum: 25.03.2007
Australier sind durch Kängurus, Kaninchen und bedeutende Erfolge im Tennis weltbekannt. Als 1973 der Nobelpreis für Literatur an den Australier Patrick White vergeben wurde, überraschte das die internationale Öffentlichkeit sehr, und Kulturredakteue erschraken: Über White und die Kultur, aus der seine Arbeiten wuchsen, wussten sie wenig.
Dieser Film versuchte 1977 erstmals im deutschen Fernsehen, am Beispiel der Stadt Sydney, Anhaltspunkte dafür zu finden, ob es eine eigene australische Kultur gibt und wie sie aussieht.
Wie in allen seinen Arbeiten geht es Günther Geisler auch diesmal um eine authentische Selbstdarstellung der Unter-suchten: prominente und unbekannte Australier geben ehrliche Auskunft über sich und ihr Land. Dabei wird "Kultur" nicht eng gefasst: auch Wohn- und Esskultur, die unvergleichliche Institution der australischen Clubs, was man verdient und wie man seine Freizeit verbringt - der ganze alltägliche und fassbare Unterbau, aus dem Lebensgefühl und Selbstverständnis wachsen, sind mitgemeint. Dabei ent-steht ein Bild voller Spannung und Widerspruch.
Schließlich ist es weniger als 200 Jahre her, dass die Weltstadt Sydney als armselige Sträflingskolonie begann, und viele haben jenes Kolonialtrauma noch immer nicht überwunden. "Wir sind ein fernes Land, das von Europa träumt", sagte 1977 Bob Ellis, der führende junge Dramatiker Australiens, in diesem Film. Für andere ist Australien ein Land der großen Wüsten und der kleinen Leute geblieben, "ein Land der Spießbürger, in dem die Künstler als etwas Entbehrliches betrachtet werden, als eine Art Undsoweiter". So Dr. Jean Battersby, die Leiterin des Australia Council, des staatlichen Australischen Kunstrats, die diesen Umstand schließlich kennen und beheben soll. Wieder andere, wie Kevon Kamp, der führende Kritiker des Landes, sehen den Zeitpunkt voraus, zu dem Australien eine bedeutende Stimme im internationalen Konzert der Weltkultur erheben wird.
Gemeinsam glauben alle, dass Australien von jenen Ländern der Welt, deren Wurzeln in der westlichen Kultur liegen, das unfertigste und daher das offenste ist. "Hier ist alles noch möglich", sagt ein junger deutscher Maler, der 1962 als Maurer einwanderte und heute viel beachtete Ausstellungen in den Kunstgalerien des snobistischen Stadtteils Paddington hat. Das macht den Film über den Sonderfall Sydney hinaus exemplarisch: ein Land, gefangen zwischen hartem Busch im Inneren und hohem Lebensstandard in den Großstädten; zwischen Pionier-Mythos und Beamten-Wirklichkeit, unbelastet von Traditionen oder irgendeinem geschichtlichen Trauma, ein "Kontinent ohne größere Ereignisse, aber mit langen und angenehmen Wochenenden" (Geisler), versucht in ziemlicher Isolation Notwendigkeit und Funktion kulturellen Lebens für sich zu entdecken. So setzt der Film einen Maßstab auch für unser Land, in dem der "kulturelle Neubeginn" oft gefordert und häufig simuliert wird, aber niemals als jene nackte Notwendigkeit existiert, die er für Australien darstellt. Ausschnitte aus einem charakteristischen frühen Stummfilm und einer modernen Theateraufführung, ein Rückblick auf die Entwicklung der australischen Malerei und eine Auseinandersetzung mit dem vielgerühmten, vielgeschmähten Opernhaus von Sydney (in dem man übrigens Opern kaum aufführen kann), geben dem Film Farbe.
Dokumentation von 1977
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