Zweitausend Jahre nach Christi Geburt: Das Christentum gehört noch immer zu den großen Weltreligionen. Das Wachstum aber lässt spürbar nach, gemessen an dem anderer großer Weltreligionen. Dennoch faszinieren die frühen Stätten des Christentums immer noch.

Wir Menschen im Abendland leben aus Wurzeln, die so tief sind, dass wir vielfach gar nicht mehr wissen, wo sie ihren Grund haben. Jerusalem bietet sich im Jahre 2000 christlicher Zeitrechnung als eine zerrissene Stadt dar. Juden, Christen und Muslime haben der Stadt ihr Bild aufzuprägen versucht. Sie bestehen nebeneinander, einträchtig und konfliktreich. Niemand kann sich dem Zauber und der zuweilen auch erschreckenden Wirklichkeit dieser Stadt entziehen. Die Orte, an denen das Christentum sich verdichtet, sind auch wichtige Orte anderer Religionen. Angesichts der Akteure, die heute das Bild der Stadt bestimmen, der Juden, Israelis und der Araber, Palästinenser, bleiben die Christen eher Statisten, Randfiguren einer langen Geschichte. Wichtig war und ist die Stadt als Ort, an dem Lebensdeutungsversuche und Menschengeschichten aufeinander treffen, sich reiben, mit allen politischen Implikationen bis zum heutigen Tag. Damaskus, wohin Paulus von Jerusalem einst aufbrach, zeigt sich heute weit weniger militant und aufdringlich als Jerusalem. Dort ist allerdings das Judentum nicht mehr präsent. Jahrhunderte lang teilten die Mohammedaner mit den Christen ihre große Omaijaden-Moschee als Bethaus. Am sinnfälligsten kommt das Miteinander zum Ausdruck, wenn man an einem Sonntagmorgen durch die Stadt geht: Von den Türmen der Minarette hört man die Gebetsrufe der Muezzine und dazwischen gleichzeitig das Glockenläuten der christlichen Kirchen. Die Paulustradition ist in der Stadt und in ihrem Umfeld deutlich ausgeprägt und bis heute lebendig. Die Dokumentation folgt den Wegen und Spuren, die der Apostel Paulusgegangen ist und hinterlassen hat. Er hat das frühe Christentum geprägt und Fragen vorgegeben, die bis heute nicht verstummt sind.