Ein landwirtschaftliches Großprojekt der Sowjetunion in den 50er Jahren löste ein ökologisches Drama aus: Da den Flusszuläufen des Aralsees durch Bewässerungsmaßnahmen zu viel Wasser entzogen wurde, sank der Spiegel des bis dahin viertgrößten Binnenmeeres der Welt dramatisch und führte schließlich dazu, dass der riesige See sich in zwei kleinere aufteilte; der ausgetrocknete Meeresboden dazwischen wurde zu einer Wüste aus Salz und Sand. Dem Schwinden von Tieren und Pflanzen folgte auch der Zusammenbruch der Wirtschaftsstrukturen rund um den See; Anrainer wie die Bewohner der Hafenstadt Aralsk, die bis dahin vom Fischfang lebten, gerieten in Existenznot. Unter Regie des Bürgermeisters von Aralsk entwickelten die Menschen am See einen ambitionierten Plan: Mit einfachen Mitteln wurde ein Damm errichtet, der das sogenannte 'Kleine Meer' wieder auffüllen sollte, indem das Flusswasser gestaut wurde, bevor es verdunsten kann. Beachtliche Erfolge wurden erzielt, bevor politische Verwicklungen und Korruption den Dammbau sabotierten. Nachdem Bürgermeister Alachibai im Amt zwangsversetzt wurde und die Instandhaltung des Walls nicht mehr gewährleistet war, wurde das Bauwerk im April 1999 von den gestauten Wassermassen eingedrückt. Doch für die Bewohner der Region ist klar: Ein neuer, stabilerer Damm muss her...

Eine Reportage von Isabelle Moeglin und Daniel Brosset