Das politische Geschehen in Lhasa bleibt im Ausland meist unbeachtet. Die Regierung in Peking ist bemüht, die autonome Region nördlich des Himalaja immer enger an die Volksrepublik China zu binden. Das alte Tibet stirbt. Vielerorts wird die tibetische Kultur zerstört, die Zahl der Mönche in den Klöstern ist staatlich begrenzt. Auch der Einfluss des in Indien im Exil lebenden Dalai Lama wird von den chinesischen Behörden bekämpft. Der allgegenwärtige Sicherheitsdienst versucht, jegliche politische Opposition zu unterdrücken. Um die Region wirtschaftlich besser zu erschließen, bauen die Chinesen eine Eisenbahnlinie nach Lhasa. Auf dem Hochland gibt es erst kürzlich entdeckte Vorkommen an Öl und Erdgas. Chinesische Firmen versuchen, daraus ein Milliarden-Geschäft zu machen. Für die Pekinger Regierung ist Tibet wegen der Nähe Indiens und Pakistans auch von großer strategischer Bedeutung. Das dünn besiedelte Hochland dient der chinesischen Armee als Testgelände und Lagerstätte für Waffen, auch für Langstreckenraketen. In seinem Exil in Daramsala (Nordindien) äußert sich der Dalai Lama zur Situation seiner Landsleute und zu den Verhandlungen mit der Pekinger Regierung: "Die Chinesen setzen darauf, dass die Religion verschwindet, wenn sich eine moderne und naturwissenschaftliche Erziehung durchsetzt. Ich nenne dies einen kulturellen Genozid, der dort gerade passiert."