Zwar ist der bayerische Anteil am Alpenbogen verhältnismäßig klein, dennoch prägen die Berge das Land mehr als jede andere Region. Und das, obwohl die Nördlichen Kalkalpen, geologisch gesehen, ein Geschenk Afrikas sind. Denn die Gesteinsschichten, die sich heute zwischen Berchtesgaden und Bodensee erstrecken, lagen einst vor der Küste Nordafrikas. Wären sie nicht, angetrieben von gewaltigen tektonischen Kräften, nach Norden geschoben und aufgefaltet worden, dann könnten wir heute auf dem "Alten Peter" in München stehen und bis zum Mittelmeer blicken. Die Expedition durch Bayerisch-Afrika führt auf Gipfel, die in grauer Vorzeit unter Wasser entstanden sind. So hoch sie auch sein mögen, eigentlich sind sie nichts anderes als mächtige Kalkschichten, über Jahrmillionen hinweg im Ur-Mittelmeer, der Tethys, abgelagert. Begleiter auf dieser Reise in die Geschichte der Alpenbildung ist der Geologe Prof. Bernd Lammerer, Alpenspezialist an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Er zeigt, dass Afrika gleich hinter dem Murnauer Moos beginnt. Er belegt anhand von Fossilien, dass die Berge im Meer gewachsen sind, zum Beispiel das alte Riff des Roß- und Buchsteins im Tegernseer Tal. Unterhalb des Hochvogels, einem der höchsten Gipfel des Allgäus, veranschaulicht Bernd Lammerer, dass die Berge einst wie Kuchenteig ausgerollt, gefaltet und verschoben wurden. Die Urgewalten auf dem Planeten Erde haben eine Landschaft entstehen lassen, die Wochenende für Wochenende von Menschen neu entdeckt wird: zu Fuß, mit der Seilbahn, auf dem Mountainbike, am Gleitschirm hängend. Doch auch die Berge sind nicht ewig.

Film von Malte Roeper und Tom Dauer