In Westeuropa kommen die Jugendlichen heute in der Regel aus einer heilen Welt. Sie sind in einer Zeit des Wohlstands aufgewachsen, in Verhältnissen, in denen man sich auf ständig wachsende Prosperität eingestellt hatte. Viele ihrer Eltern hatten sich selbst hochgearbeitet mit der festen Überzeugung, für immer "oben" zu bleiben. Die eigenen Kinder sollten es mindestens genauso gut haben wie sie. Voraussetzung war eine gute Ausbildung, bereitwillig finanziert von den Eltern, mit der beruhigenden Aussicht, danach einen passenden Arbeitsplatz zu finden. Doch der Traum ist ausgeträumt: Die Jugendlichen sind hart gelandet. Motivation und Lebensmut leiden kräftig angesichts der Perspektivlosigkeit auf dem Arbeitsmarkt, der für sie oft nur unbezahlte Praktikantenplätze bereithält.Dennoch gibt es weiterhin Widerstände, den eigenen Frust lautstark zu artikulieren und gemeinsam zu demonstrieren. Zwar folgten auf die Streiks in Frankreich in mehreren europäischen Grossstädten, unter anderem in Berlin und Brüssel, die ersten "europäischen Praktikantenstreiks", doch wollen die jungen Menschen von heute trotz düsterer Aussichten eigentlich keinen Ärger machen, sie wollen eine Zukunft.In ganz Europa findet derzeit quer durch die Gesellschaft eine Verschiebung statt, weg vom festen Angestellten hin zum "prekär Beschäftigten". In Paris entlud sich die Wut einer frustrierten Jugend, die sich ausgegrenzt fühlt, in massiven Protesten, die zum Fall des Gesetzes zum "Ersteinstellungsvertrag" führten. Doch der Contrat Première Embauche war nur der Anfang. Noch verhalten sich die Jugendlichen in Westeuropa im Allgemeinen still. - Warum eigentlich?

Moderation: Alexandra Gerlach