"Da kann man irgendwann nicht mehr zurück...", so erklärt Lars Reifert die Tatsache, dass er jede freie Minute in seinen Weinberg auf der Halde steckt. "Kohlewinzer" wird er schmunzelnd genannt, wegen der skurrilen Lage seines Weinberges. Seit vier Jahren baut er auf einer Abraumhalde in einem ehemaligen Tagebau nahe Merseburg Wein an. Wo sich einst ohrenbetäubend Abraumbagger durch das Geiseltal wühlten, setzte er 2000 die ersten 4000 Weinstöcke und beschritt im wahrsten Sinne des Wortes Neuland. 1,5 Hektar groß ist sein Weinberg am Nordufer des derzeit durch Flutung entstehenden Geiseltal-Sees, der zukünftig der größte in Sachsen-Anhalt sein wird.
Sein "Goldener Steiger" Jahrgang 2003 war bereits ein Spitzenwein. "Golden für Wein, Steiger für Bergbau", erklärt der 27-jährige Hobby-Winzer den Touristen den Wein. Anfangs für sein Konzept belächelt, sind seine Erfahrungen heute gefragt. Fachleute aus Deutschland, Touristen und ehemalige Braunkohlearbeiter kommen Woche für Woche auf die ehemalige Halde Klobigkau und staunen. "Nur eines fehlt uns hier oben - das Wasser", erklärt er den Besuchern. Das Gebiet liegt im Regenschatten des Harzes. Deshalb hat er im vergangenen Sommer eine Bewässerungsanlage eingebaut - ohne Fördermittel. "Mehr Wasser bedeutet mehr Wein", so hofft er. Im Jahrgang 2004 hatte es für 3000 Flaschen gereicht. Trotz Bewässerung zitterte er der Weinlese entgegen. Denn über Regentage und Temperatur entscheidet allein der liebe Gott.
Ein Fernsehteam hat den jungen Winzer vom Frühjahr 2005 bis zu seiner inzwischen dritten Weinlese begleitet.