Großbritannien steht vor der Wahl. Mehr oder nie mehr Blair? Die Londoner ARD-Korrespondenten Sabine Reifenberg und Uwe Schwering zeichnen den Aufstieg des Premiers nach. Tony Blair siegte 1997 erdrutschartig. Die Wähler sahen in ihm einen neuen jungen frischen Politikertyp aus der britischen Mittelschicht. Was ist passiert? Waren das Missionarische, die Arroganz, die Unbelehrbarkeit, die jetzt seine Briten abschrecken, immer schon vorhanden? Drei Beziehungen spiegeln die Entwicklung des Labour-Politikers. Privat gilt Blair als treuer, liebender Familienvater, der eine starke Karrierefrau wie die Starjuristin Cherie Booth an seiner Seite aushält. Parteipolitisch bestimmt die Rivalität zu seinem einstigen Freund Gordon Brown die Amtszeit Blairs. Wer verstehen will, warum etwa Blair es nicht schafft, den Euro in seiner Regierung zu puschen oder seine Vorstellungen zur Reform des Gesundheitswesens, warum sozusagen die Margaret Thatcher in Tony Blair permanent beschnitten wird, der muss die Hassliebe zu dem Finanzminister Gordon Brown unter die Lupe nehmen. Außenpolitisch macht seine Bewunderung für die Machtinhaber des Weißen Hauses, heißen sie nun Clinton oder Bush, all seinen Biografen zu schaffen. Tony Blair war es, der Bill Clinton dazu trieb, im Kosovo einzugreifen. Die Entscheidung, Bush in den Irakkrieg zu folgen, überschattet Blairs zweite und vermutlich dritte Amtszeit.