Schätze der Welt - Das Haus Tugendhat - Leben im Kunstwerk
Release: Schätze der Welt - Das Haus Tugendhat - Leben im Kunstwerk
- Datum: 27.06.2006
Tschechien
Es gilt als ein Meisterwerk der klassischen modernen Architektur und ist der bedeutendste Bau Ludwig Mies van der Rohes auf europäischem Boden: Das Haus Tugendhat im tschechischen Brünn.
Als es Ende der 20er Jahre gebaut wurde, war die mährische Metropole bereits ein Zentrum der architektonischen Avantgarde. Dank des Engagements von Architekten wie Bohuslav Fuchs oder Arnost Wiesner für den sozialen Wohnungsbau entstanden in Brünn unzählige Siedlungen und Wohnhäuser für die breite Masse. Mit dem Haus Tugendhat kam nun ein funktionalistischer Bau für die gehobene Schicht hinzu.
Da Geld für das jüdische Fabrikantenehepaar Grete und Fritz Tugendhat keine Rolle spielte, konnte Mies van der Rohe aus dem Vollen schöpfen und seine ästhetischen Prinzipien zur Vollendung entwickeln. Dazu gehören der freie Grundriss, den Stahlskelettstützen ermöglichen, Wände aus Glas, die im Haus Tugendhat versenkbar sind und Wandelemente aus kostbaren Materialien wie Ebenholz und Onyx. "Die Einfachheit der Konstruktion, die Klarheit der tektonischen Mittel und die Reinheit des Materials", diese Grundsätze hat Mies van der Rohe am Haus Tugendhat so konsequent umgesetzt, dass die Villa zu einem Schlüsselwerk der Moderne wurde. Bis heute gilt es als eines der architektonisch einflussreichsten Wohnhäuser der Welt, weshalb es die Unesco zum Weltkulturerbe erklärt hat.
Bis 1938 war das Kunstwerk Wohnhaus für die jüdische Fabrikantenfamilie Tugendhat, die der drohende Einmarsch Hitlers in die Tschechoslowakei ins Exil getrieben hat. Das Haus wurde von den Nazis beschlagnahmt, nach 1945 von der Roten Armee. Die kommunistische Tschechoslowakei erklärte es zu einer Anstalt für Heilgymnastik und in den 60er Jahren endlich zum nationalen Denkmal. Dass eine kapitalistische Villa eines noch dazu deutschen Architekten in der damals kommunistischen Tschechoslowakei dann in den 80er Jahren renoviert wurde, ist eine beachtliche Leistung, auch wenn der Putz inzwischen schon wieder an allen Ecken und Enden bröckelt. Wenn sich nicht bald Geldgeber für eine neue Instandsetzung finden, droht ein für die Weltarchitektur des 20. Jahrhunderts richtungsweisendes Haus allmählich zu vergammeln.
Buch und Regie: Christina Brecht-Benze
Kamera: Rüdiger Kortz
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