Ein streikender LKW-Fahrer schleudert einen Brandsatz auf einen Laster, der auf einem Transportwaggon in den Euro-Tunnel einfährt. Wenig später meldet der Lokomotivführer Feuer im hinteren Zugteil. Der Vorschrift entsprechend fährt er weiter. Der Zug soll möglichst schnell den Ausgang erreichen. Etwa auf halbem Weg aber löst ein Warnsignal im Führerstand automatisch eine Notbremsung aus. Rasch breiten sich die Flammen aus. Bei einer Hitze von über 1.000 Grad Celsius biegen sich die Schienen auf, Waggonräder verschmelzen mit den Gleisen und die Betonwand der Tunnelröhre platzt. Wie durch ein Wunder können alle Fahrgäste gerettet werden. Nicht nur das beherzte Eingreifen der Feuerwehr, sondern auch die einzigartige Konstruktion des Bauwerks hat Schlimmeres verhindert. Die Amerikanische Gesellschaft der Bauingenieure erklärte den Euro-Tunnel zu einem der modernen Sieben Weltwunder.

Zwei Versuche, England und Frankreich durch einen Tunnel unter dem Ärmelkanal zu verbinden, waren bereits gescheitert, als die Idee erneut von den Regierungen beider Staaten zur privaten Finanzierung ausgeschrieben wird. Ohne staatliche Zuschüsse beginnt ein britisch-französisches Konsortium verschiedener Bauunternehmen mit der Realisierung des ehrgeizigen Projekts. Sieben Jahre lang sind etwa 15.000 Arbeiter damit beschäftigt, die zwei Hauptröhren und den Service-Tunnel fertig zu stellen. Etwa 40 Meter unter dem Meeresgrund bohren sie insgesamt 153 Kilometer durch das Gestein. Dazu benutzen die Ingenieure 200 Meter lange Bohrmaschinen. Die gigantischen Aushöhlungsfabriken kombinieren das Bohren, den Abtransport des Materials und das Abstützen der Tunnelwände mit Betonelementen.

Sowohl von England als auch von Frankreich aus treiben die "Tunnel-Tigers" den Bau voran. Trotz großer Probleme durch eindringendes Wasser treffen sich die Röhren dank Laservermessung mit einer Abweichung von weniger als 2 Zentimeter. Am 6. Mai 1994 wird der 50 Kilometer lange Euro-Tunnel in einer feierlichen Zeremonie offiziell eröffnet. Die Kosten des Mammut-Projektes überstiegen das ursprünglich veranschlagte Budget um ein Vielfaches. Obwohl fast sieben Millionen Passagiere jährlich die 35 Minuten dauernde Fahrt durch den längsten unterseeischen Tunnel der Welt antreten, scheint das technische Meisterwerk ein Minusgeschäft zu sein. Für das Jahr 2003 meldeten die Betreiber einen Nettoverlust von fast 1,9 Milliarden Euro.

Der Dokumentarfilm gibt Einblick in die Geschichte des Ärmelkanal-Tunnels und lässt teilhaben an der Fertigstellung und dem Betrieb des gigantischen Bauwerks.
Regie: Chris Lent