Das Ende Europas soll hier sein. Doch von Europa ist im Ural, dem 2.000 Kilometer langen Gebirge, das sich in Nord-Süd-Richtung durch ganz Russland erstreckt, nichts zu spüren. Eher befindet man sich im Herzen der russischen Seele - 1500 Kilometer von der Grenze zu Estland oder Weißrussland entfernt. Die höchste Erhebung ist der 1.895 hohe Narodnaja im hohen Norden des Urals. Es ist ein geheimnisvolles Gebirgsmassiv, wie die Legenden um die rätselhaften Felsgestalten, "die sieben Räuber" von Manj-Pupu-ner zeigen (Bild). In Nord-Süd-Richtung reiste der langjährige Moskau-Korrespondent Albrecht Reinhardt durch die Grenzregion Europas. Das Faszinierende diesem Gebirge sind die Gegensätze: im Norden die karge Tundra, eisige Polarluft bei Temperaturen bis zu minus 30 Grad. Auf der anderen Seite eine unglaublich grüne Vegetation, liebliche Hügellandschaften, Sonnenblumenfelder und malerische Dörfer. Im krassen Gegensatz zu ihnen stehen wiederum die Industriestädte des Südurals mit ihren grauen Schornsteinen wie jene von Jekaterinenburg zum Beispiel.

1. Vom Polarkreis ins Tal der Petschora
m ersten Teil reist Reinhardt von den arktischen Ausläufern der Gebirgskette bis zum nördlichen Ural. In der Kälte des Nordpols ist das Gelände so unzugänglich, dass man selbst mit Kettenfahrzeugen für 100 Kilometer zwei bis drei Tage braucht. In einem Nomadendorf bei dem kleinen Volk der Nenzen trifft das Team die 15-jährige Uljana, die sich entscheiden muss, ob sie den Sohn einer reichen Rentierzüchterfamilie heiratet oder doch besser in der fernen Stadt eine Schule besucht, um später Tierärztin oder Krankenschwester zu werden.

2. Gold, Edelsteine und ein toter Zar
Der zweite Teil der Reise führt zu Jelzins Vetter, in die Welt der Malachitkönigin, zu Waffenschmieden und Steinzeithöhlen. Der südliche Ural ist vor allem von seinen Gold- und Kupferadern, Eisenerzen und Smaragdfeldern, Asbestgestein und seltenen Mineralien geprägt - und das ist, zumindest aus Sicht des Umweltschutzes, kein Vorteil. Die Industrieansiedlungen rund um Jekaterinenburg verpesten die Luft und die Erde - doch die Russen scheint das wenig zu stören.