Die Carretera Austral heißt vollständig "Carretera Longitudinal Austral Presidente Pínochet". Trekker und Abenteuertouristen nennen sie jedoch "Südamerikas schönste Route in die Einsamkeit". 1.100 Kilometer führt diese Schotterpiste im tiefen Süden des Kontinents durch dichte Urwälder, vorbei an Fjorden, ungezähmten Bergflüssen, an Gletschern und Seen, Wasserfällen und schneebedeckten Vulkanen.

Ihr Bau wurde 1976 unter dem chilenischen Diktator Augusto Pínochet als Prestigeobjekt mit dem Ziel begonnen, die "Panamericana" bis an die Magellanstraße weiterzuführen. Bislang wurden rund 400 Millionen US-Dollar in die Bauarbeiten investiert. Doch hat sich die Natur als härter als der Mensch erwiesen. Die Carretera Austral endet heute bei der Siedlung Villa O'Higgins, mehr als 1.000 Kilometer nördlich vom Zielort Punta Arenas. Der große Traum von einer durchgehenden Landverbindung von der Nord- bis zur Südspitze des amerikanischen Kontinents konnte bis heute nicht umgesetzt werden. Immerhin erschließt die Straße eine Reihe von Siedlungen und Kleinstädten, die bis dahin nur wenige Wochen im Jahr vom Meer aus oder aus der Luft zugänglich waren. Auch die Carretera Austral ist nur zwei Monate im Jahr sicher befahrbar. Geröll- und Schlammlawinen, Regenmassen, die sie unterspülen, und Hochwasser, das Brücken zerstört, machen sie häufig unpassierbar. Im Mittelpunkt der Dokumentation stehen die einzigartige Landschaft und die Menschen, die hier ihr Leben meistern. Da sind zum Beispiel die Nachfahren deutscher Siedler, die 1935 aus dem Sudetenland nach Patagonien kamen, um eine Wollteppich-Fabrik zu gründen, oder der Multimillionär, der seine Modefirma verkauft hat, um einen privaten Naturpark zu errichten, oder der Kapitän der Fähre, die die Straße dort verbindet, wo die Natur ihr Grenzen setzt, oder der Besitzer einer Lachsfarm, der mit der Ansiedlung industrieller Fischzucht ökonomische Strukturen aufzubauen versucht.