Ich bin nicht normal, o.k., aber verrückt bin ich auch nicht?, sagt Domènique. Er ist 15 Jahre alt und lebt in Köln. Domènique hat das Tourette-Syndrom, eine Erkrankung im Gehirn, die zu Fehlfunktionen führt, zu so genannten Tics. Fachärzte nennen Tourette auch ?Schluckauf im Gehirn?. Man kann nichts dagegen machen, man kann einen Tic kurz verdrängen, aber dann muss er raus. Domènique fing mit zehn Jahren an zu ticen. Er zuckt mit den Augen, verzerrt den Mund, rollt die Augen, hebt ein Bein beim Gehen, dreht sich komplett um seine eigene Achse oder schließt Türen zweimal. Zu Beginn seiner Krankheit musste er die Schule verlassen, weil die Lehrerin nicht mit seiner Auffälligkeit zurecht kam. Domènique verlor jegliches Selbstvertrauen und igelte sich ein. Er ertrug den Spott der anderen nicht. Es kam vor, dass Kinder mit Kreide auf den Boden malten: Domènique du Trottel, dreh dich doch. Nach der Schule blieb er bis zum nächsten Morgen zu Hause. Oft war das Leben so schwer, anstrengend und Horror, da wollte ich überhaupt nicht mehr leben, bekennt er. Seit einem Jahr ist das anders: Er hat mit Hilfe seiner Eltern die richtigen Ärzte und Psychologen gefunden. Heute besucht er die 9. Klasse einer Hauptschule in Köln-Zündorf. Er geht regelmäßig zur Ergo-Therapie, zum Psychologen und nimmt Medikamente. Er hat so viel Unterstützung und Kraft bekommen, dass er wieder am Leben teilnimmt. Doch auf der Straße wird er immer noch angestarrt. Er versteht, dass andere irritiert sind, deshalb sollen sie einfach fragen, was mit ihm los ist. Doch das passiert nur ganz selten. Im Kaufhaus wird er häufig vom Kaufhausdetektiv angehalten und muss seine Tasche öffnen. Er selbst wundert sich nicht darüber, auch wenn er es doof findet. ?Ich sehe aus wie einer, der was zu verbergen hat, ich drehe meinen Kopf dauernd nach hinten und wirke total nervös. Aber Domènique kämpft inzwischen für sich, versucht selbstbewusst und offensiv mit seiner Krankheit umzugehen. Seit Anfang des Jahres macht Domènique ein Berufspraktikum, schaut sich verschiedene Arbeitsbereiche in einer Computerfirma an und hat Hoffnung, später doch mal eine gute Ausbildungsstelle zu finden. Das ist nämlich seine größte Sorge und sein wichtigster Zukunftswunsch: Er möchte gerne einen vernünftigen Job finden, trotz seiner Krankheit. Und er hat noch einen Wunsch: eine Freundin, die ihn trotz seiner Tics liebt!