Wunderbare Welt Film von Tilman Remme Echnaton, Rebell und Visionär zugleich. In den 17 Jahren seiner kurzen Amtszeit als Pharao von Ober- und Unterägypten führte er das Land am Nil nahe an den Abgrund. Nur drei Jahre nach der Thronbesteigung begründete der junge Regent - gegen den Willen der Hohepriester - eine neue Staatsreligion. Als Zeichen seiner göttlichen Vormachtstellung und des neuen Glaubens errichtete er eine prächtige Hauptstadt, die er der Sonne widmete - dem einzigen wahrhaftigen Schöpfergott. Seiner schönen Gemahlin Nofretete gewährte er uneingeschränkte Macht und Ansehen. 1351 vor Christus - das Jahr eins der Ära von König Amenophis IV., dem späteren Echnaton. Ägypten ist Weltmacht. Die Könige der 18. Dynastie haben kräftig Expansionspolitik betrieben. Im Süden sind sie bis nach Nubien vorgedrungen, im Norden gelang ihnen die Unterwerfung von Palästina und Syrien, die Garnisonen kontrollieren die phönizischen Hafenstädte und mit Mesopotamien, Kleinasien und dem Ägäisraum bestehen intensive Handelskontakte. Das Land lebt in Glück und Wohlstand und weiß, wem es dies zu verdanken hat: dem König aller Götter - dem siegreichen Amun. Echnaton jedoch sieht das ganz anders, der Einfluss der Amun-Priesterschaft geht ihm zu weit. So, wie er schon seine Vermählung mit der hübschen Beamtentochter Nofretete durchsetzte, so holt sich der frisch gekürte Staatenlenker Vertraute aus dem Nildelta an den Hof, die in Theben misstrauisch beäugt werden. Im Palast des Querdenkers stehen plötzlich Diskussionen über die ägyptische Götterwelt, den Sinn des Lebens und den Fortbestand von Traditionen an der Tagesordnung. Es dauert nicht lange, bis Echnaton schließlich mit seinen Erkenntnissen vor das Volk tritt und verkündet: Aton, die Sonnenscheibe, ist dank ihrer universellen Leuchtkraft der Quell allen Lebens und soll fortan als einziger Reichsgott von den Ägyptern verehrt werden. In den Augen des Volkes ein Sakrileg. Aufgeschreckt und verstört betrachten die weltlichen und geistlichen Würdenträger die Veränderungen im Land - vor allem bei Kulthandlungen, der Kunst und der Architektur. Auf zahlreichen Reliefs der rasch errichteten Tempel rund um Theben erscheint das gottgleiche Paar Echnaton und Nofretete in jeder Lebenssituation - bei gemeinsamen Regierungsgeschäften, mit ihren Töchtern, beim Gebet oder auch in inniger Umarmung. Der Reichsgott Aton ist stets zugegen als Sonnenscheibe mit überlangen Strahlen, die wie schützende Hände die Familie berühren. Über die Botschaft der Szenerien besteht kein Zweifel: Echnaton und Nofretete bilden mit dem Schöpfer der Erde die göttliche Triade, sie sind mehr als nur irdische Stellvertreter, sie avancieren zum fast gleichberechtigten Juniorpartner des Himmelswesens. Als der Pharao im fünften Jahr seiner Regierungszeit mitten in der Wüste die neue Hauptstadt Amarna gründet, ist der Bruch mit den althergebrachten Regeln endgültig vollzogen. Echnaton und seine Gemahlin Nofretete setzen den neuen Glauben mit aller Härte durch - zum Leidwesen der Bevölkerung, die heimlich an seinen bewährten Göttern festhält. Doch das monotheistische Weltbild sollte in Ägypten nur von kurzer Dauer sein. Mit dem Tod des Herrschers im Sommer, 1334 vor Christus, kehren die Priester an die Macht zurück und Amun steht wieder an der Spitze der göttlichen Hierarchie. Echnaton wird als Verbrecher geächtet, sein Name aus der Herrscherliste getilgt. Die BBC-Dokumentation beleuchtet in aufwändigen Bildern eine Zeit der Unruhen und des Umbruchs in Ägypten, die Forscher noch heute vor ungelöste Fragen stellt. Denn sie bildet die Ausgangsbasis für die Regierungszeit des Kindkönigs Tutenchamun, der aus immer noch ungeklärten Umständen mit 18 Jahren plötzlich starb.