Regie: Marie Gaumy
Im Schülerinnenwohnheim in der Pariser Rue du Docteur Blanche leben 400 Mädchen aus der Provinz, die sich auf die Aufnahmeprüfung für eine der französischen Eliteschulen vorbereiten. Für die meisten ist es das erste Mal, dass sie ihre Familie verlassen. Sie legen großen Wert auf Unabhängigkeit und wollen ihren Platz in der Welt finden. In der abgeschlossenen Welt des Mädchenwohnheims herrschen eine beklemmende Atmosphäre und eine gewisse Einsamkeit. Die Erfahrungen und Eindrücke werden geprägt von den Texten und Romanen, die die Mädchen im Unterricht lesen. Alles wird bedeutungsvoll und zum Teil einer eigenen Fantasie- und Gefühlswelt: Briefe, Gegenstände, Musik, das Licht in den Zimmern, Fotos von Familienmitgliedern und Freunden, das Rauschen des Windes in den Bäumen des Parks. Das Wohnheim ist ein Ort der Frauen. Männer sind mit Ausnahme des Philosophielehrers und ein paar Arbeitern nicht präsent. Sie sind anders, aber wichtig. Männlichkeit ist unterschwellig und schemenhaft vorhanden. Die Vertrautheit der Mädchen miteinander ist manchmal berührend. Sie massieren sich. Sie färben sich die Haare gegenseitig unter der Dusche. Sie trösten sich. Es gibt aber auch Gehässigkeit und Gefühllosigkeit - versteckt hinter einem Lachen, ein paar Worten bei der Abreise nach Hause, beim Lernen, in der Schulkantine oder in den Zimmern. Zu den Eltern entsteht Distanz. Der Film zeigt das Wohnheim als einen Ort der Metamorphose und des Infragestellens. Das Leben hat begonnen, doch die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. Noch ist alles möglich.