In Europa gilt Humboldt als der letzte große Universalgelehrte, als außergewöhnlicher Humanist, der für die Menschen- und Bürgerrechte eintrat. In Lateinamerika ist er geradezu zum Mythos geworden, nach dem Berggipfel, Schulen, Hotels, Kinos, Denkmäler und dergleichen benannt sind. Groß ist die Dankbarkeit gegenüber dem Menschen, der nicht herkam, um auszurauben, sondern um kennenzulernen und zu verstehen, wofür ihm Simón Bolívar Tribut zollte. Doch nicht alle können mit Humboldts Namen wirklich etwas anfangen. Für den Straßenhändler an der Ecke ist "Humboldt" ein Hotel. Und nicht alle, die ihn kennen, sehen in Humboldt eine Leitfigur. So verseucht ein ehemaliger Minister und Bewunderer Humboldts - eines Ökologen avant la lettre - beim Abbau seiner Goldmine die Flüsse bedenkenlos mit Quecksilber. Auch der Mythos selbst kommt nicht ohne Kratzer davon. Denn schließlich hat der Humanist Humboldt die heiligen Stätten der Indianer entweiht. Die Reportage läßt Menschen verschiedener Milieus zu Wort kommen und zeigt den großen Entdecker in einem anderen Licht, fernab von Klischees. Gleichzeitig fördert sie Interessantes über das heutige Venezuela zutage.

Verantwortlicher: Solveig Hoogesteijn