3. Juni 1998. Sechs Kilometer hinter dem Bahnhof Eschede in Niedersachsen. Der ICE 884 "Wilhelm Conrad Röntgen" rast mit Höchstgeschwindigkeit in Richtung Hamburg. Dann geht alles sehr schnell: Ein Radreifen bricht, der Zug entgleist und prallt schließlich mit etwa 200 Stundenkilometer gegen eine Brücke. 101 Menschen sterben in den Trümmern, 119 Menschen verletzen sich zum Teil schwer. Das Selbstverständnis der Eisenbahn und ihr bis dahin solides, positives Image ist unter einer Straßenbrücke bei Eschede, in nur dreieinhalb Sekunden von Grund auf zerstört worden. Mit Hilfe aufwändiger Computeranimationen konnten die letzten Sekunden vor dem Unfall rekonstruiert werden. Im Licht der nachfolgenden Untersuchungen entsteht ein grausames Bild: Was sich in Eschede ereignete, hätte nicht passieren müssen! Jeden Tag steigen 65000 Menschen in Deutschland in einen Zug. Die Notwendigkeit von Mobilität und Tempo ist das Gebot unserer Zeit. Auf Schiene und Straße herrscht ein Krieg um die höchste Geschwindigkeit und um den direktesten Weg. Es scheint, als ob der Mensch sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts einem Limit nähere.

Im letzten Jahr häuften sich jedenfalls in erschreckendem Maße Meldungen von Tunnelunglücken. Der Montblanc-Tunnel, größter und längster Straßentunnel der Welt, wird im März für 40 Menschen zur tödlichen Falle. Im Mai kommt es im österreichischen Tauern-Tunnel zum Feuerinferno, die Hauptverkehrsader in den Süden wird brutal gekappt. Im August schließlich brennt es im angeblich so sicheren Gotthard-Tunnel. Ein Feuerwehrmann kommentierte das Schreckensszenario vom Montblanc. Eine Art "glühender Ascheregen, wie in Pompeji" habe die Menschen in ihren Fahrzeugen überrascht. Für 48 Stunden herrschten im Inneren der fast zwölf Kilometer langen Röhre eine Temperatur von über 700 Grad. Von den meisten Opfern blieb nur Asche übrig.

Die Dokumentation arbeitet die Tragödien der Technik von Schiene und Straße auf. Sie stellt aber auch die Frage, ob der Mensch im Streben nach höchst möglicher Mobilität nicht längst an seine Grenzen gestoßen ist.