Dokumentation von Alexander von Sobeck, ZDF-Studio Paris/2004

Position 27 Grad, 25 Minuten Nord, 50 Grad, 40 Minuten Ost - der französische Flugzeugträger "Charles de Gaulle" hat sein Operationsgebiet erreicht, mitten im Persischen Golf.

Mission "Agapanthe", der erste Einsatz einer französischen Trägergruppe seit dem Afghanistan-Krieg in der Region, die als gefährlichster Krisenherd der Welt gilt. Im Norden der Irak, keine 100 Kilometer entfernt die Küste des Iran. Hinter sich die Ölquellen der arabischen Halbinsel. Auf den Radarschirmen eine nicht abreißende Kette von Supertankern. Diese Lebensader der westlichen Industrie-Nationen ist eine der meist befahrenen Schifffahrtsrouten der Welt. Frankreich zeigt hier wieder Flagge mit dem Stolz seiner Flotte, dem einzigen atomar angetriebenen Flugzeugträger.

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Der Leiter des ZDF-Studios Südwesteuropa, Alexander von Sobeck, und sein Kameramann Leif Stange hatten eine Woche lang Gelegenheit, den Einsatz der schwimmenden Stadt mitzuerleben. Sie zeigen in ihrer Reportage beeindruckende Bilder vom Alltag an Bord sowie von den riskanten Einsätzen der Kampfpiloten. Ohne Einschränkungen konnten sie mit den Besatzungsmitgliedern sprechen - vom Admiral bis zu den Mechanikern tief im Bauch des Schiffes.

Noch nie waren im Fernsehen solche Einblicke in die Arbeit dieser Kampfmaschine zu sehen. Die Besatzung eines Flugzeugträgers ist der Spiegel der französischen Gesellschaft. Da gibt es Drogenprobleme, kleine Diebstähle und auch schon mal eine Schlägerei. Aber im Großen und Ganzen ist die "Charles de Gaulle" ein glückliches Schiff. Das Zusammenleben von fast 2.000 Menschen auf engstem Raum, für Wochen und Monate, ist nicht Jedermanns Sache.

Die Moral der Truppe steht und fällt mit dem, was in den drei Bordküchen täglich geleistet wird. 36 Köche bringen jeden Tag 4.000 Mahlzeiten auf den Tisch. 600 kg Fleisch und 900 kg Gemüse verbraucht die schwimmende Stadt in 24 Stunden. Spätestens am Speiseplan merkt man, das die "Charles de Gaulle" ein Stück Frankreich ist.

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Frankreich leistet sich noch immer den Luxus dieses Flugzeugträgers, dessen Betrieb allein fast ein Fünftel des Verteidigungsetats verschlingt. Damit unterstreicht das Land seinen Anspruch als Weltmacht, ganz in der Tradition der „Grande Nation“. Die "Charles de Gaulle" ist damit Ausdruck einer Militärdoktrin, die nach wie vor auf nationale Eigenständigkeit setzt. Außerdem ist der Flugzeugträger auch eine schwimmende Verkaufsschau für den Export französischer Militärtechnologie. Denn die Regierung in Paris will den Amerikanern weder dieses Feld noch die Herrschaft über die Meere allein überlassen. Damit ist die "Charles de Gaulle" auch ein Kernstück künftiger europäischer Verteidigungspolitik.

Verglichen mit amerikanischen Trägern ist die "Charles de Gaulle" ein kleines Schiff. Gerade einmal ein Drittel so groß, mit weniger als der Hälfte der Besatzung. Ihr Flugdeck misst 1.2000 Quadratmeter, soviel wie drei Fußballfelder. Nicht viel Platz, um darauf ein Flugzeug zu landen. Schon gar nicht aus der Sicht eines Jetpiloten, der versucht, auf dieser Briefmarke mit 250 Stundenkilometer aufzusetzen.