Jahr für Jahr tagte der zentrale DDR-Erntegeneralstab, und zwar in Rom! Auf jedem großen Getreidefeld der kleinen Republik gab es ausgebildete Spione, und zwar Tausende! Und dennoch ließen sich die Bauern Ost niemals die Butter vom Brot nehmen oder das Ruder aus der Hand. Die heldenhaften Erntekapitäne auf den Mähdreschern zogen tapfer in die Schlacht.

Bis in die Nacht wurde gemäht und gedroschen. Es war egal, dass es oft sogar an den banalen Keilriemen für die Hunderttausendmark teuren Ernte-Kolosse fehlte. In riesigen Kolonnen folgten die mächtigen Maschinen geheimen Umsetzungsplänen, um auf fernen Feldern anderer Genossenschaften zu helfen das Getreide vom Halm zu holen. An der Erntefront zogen so genannte Komplexbrigaden vereint gegen den Feind Nummer eins, das Wetter.

Rekrutiert wurden jährlich Hunderttausende freiwillige Helfer um Kartoffeln, Rüben oder Obst und Gemüse termingerecht und verlustarm einzusammeln. Darunter waren auch Studenten. Sie wurden aufs Land befohlen in die "Lager für Arbeit und Erholung". Daran erinnert sich wohl jeder, nicht immer ungern. Alle Jahre wieder fuhren auch die Medien mächtig gewaltige Geschütze auf. Der wehrlose Bürger wurde mit Ernteberichten flächendeckend bombardiert. Erstmals erzählen Beteiligte ganz persönliche Erlebnisse aus den Zeiten ihrer Ernteeinsätze.

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