Requiem für die goldenen Scheiben
Dokumentation, Frankreich 2004, Erstausstrahlung
Von: Stéphanie Joannès, Eric Ouzounian
Freitag, 23. Juli 2004 um 22:15 Uhr

Die Dokumentation blickt hinter die Kulissen der Musikproduktion und stellt die Hauptakteure der Branche vor. Neben Künstlern und Verbrauchern kommen auch Computerhacker zu Wort, deren Aktivitäten die gesamte Branche zu einschneidenden Änderungen zwingen.

Panik in der Musikbranche! Künstler, Musiker, Herausgeber, Manager, Konzertveranstalter und Fachjournalisten schlagen Alarm. Die Plattenindustrie ist in Gefahr. Die Marktanteile traditioneller Tonträgerverkäufer sind rückläufig. Internet, CD-Brenner, Online-Musikbörsen und nicht zuletzt Informatikriesen wie Apple untergraben ein System, das 30 Jahre lang funktionierte. Die Einführung der Compact Disc war für die großen Plattenfirmen äußerst lukrativ, heute allerdings sind ihre Gewinne nicht mehr gesichert.

CDs sind teuer, und immer mehr Verbraucher entdecken die Möglichkeit, kostenlos an ihre Musik zu kommen. Junge Künstler und Newcomer nutzen die neuen Vertriebskanäle für ihre Musik. Doch ohne Vergütung aus dem Urheberrecht können Musiker nicht von ihrer Kunst leben und keine neuen Werke professioneller Qualität komponieren. Akteure meinen einhellig, dass das System in eine Sackgasse geraten ist.

Die Plattenfirmen wollen den neuen Entwicklungen um jeden Preis Einhalt gebieten, um ihre Gewinnspannen zu sichern, und die Verfechter der Freeware entziehen langfristig den Künstlern die Existenzgrundlage. Die "Majors", die großen Firmen der Musikindustrie, die das Sagen haben, müssen einer neuen, digitalen Generation weichen. Zwar laufen Gerichtsprozesse, um die Entwicklung von Musiktauschbörsen im Internet zu bremsen, aber alles weist darauf hin, dass herkömmliche Tonträger in einigen Jahren überholt sein werden. Sie werden nicht länger als Medium zwischen Künstlern und Publikum benötigt, da Musik zukünftig direkt über das Internet verbreitet werden kann.

Hightech-Lösungen gibt es bereits. So eröffnete Apple vor kurzem den ersten Online-Musikladen, von dem auch einzelne Songs heruntergeladen werden können. Für den Künstler bedeutet dies, dass ein Album keine Pflichtübung mehr ist. Jetzt muss er umso kreativer arbeiten und qualitativ hochwertige Stücke anbieten, die einzeln per Kreditkartenzahlung online herunterzuladen sind.

Der Film liefert die Analyse einer im Umbruch begriffenen Branche. Mit Interviews und Dokumenten bietet er einen Einblick in die komplexe Problematik, mit der die Plattenindustrie konfrontiert ist. Methodisch genau dringt er bis zur Wurzel allen Übels vor. Die technologische Revolution von der Erfindung der Schallplatte über die CD bis hin zur Flutwelle Internet hat zu einem gesellschaftlichen Wandel geführt, der eine neue Generation hervorgebracht hat. Noch nie war die Nachfrage von Seiten der Musikkonsumenten so hoch und gleichzeitig die Bereitschaft, dafür zu bezahlen, so gering - schließlich gibt es die entsprechenden, für jeden zugänglichen Systeme. Anbieter dieser Systeme sind die Majors selbst, die damit ihren eigenen Untergang heraufbeschwören.