Wie leben heute, sechs Monate nach Ende des Krieges, die Menschen in Bagdad?
Die Filmemacher Stefanie Landgraf und Johannes Gulde haben in der irakischen Hauptstadt verängstigte und wütende Menschen getroffen:
Die Amerikaner bekommen weder die Müllabfuhr noch Korruption noch den alltäglichen Terror auf den Straßen in den Griff - so klagen die Bewohner Bagdads. 'Wir haben keine Stadtverwaltung, keine Regierung und keine Sicherheit. Auf den Straßen laufen Banditen und Mörder herum, Kriminelle treiben überall ihr Unwesen - und keiner tut was.'
Diese Reportage erzählt von Menschen, die Demokratie lernen wollen - aber auch davon, dass aus Not und Demütigung Hass entsteht.
Gezeichnet von Hunger und Angst treffen Landgraf und Gulde die Bewohner Bagdads an. Hilflos versucht ein Pfarrer, den Lebensmittel-Mangel zu verwalten: 'Essens-Pakete heute nur für Familien mit mehr als vier Kinder. Nein, ihr müsst leider wieder gehen.' Sie stoßen auch auf eine besondere Tragödie im allgemeinen Elend.
Eine Familie hat durch die Amerikaner auf tragische Weise den Vater verloren: Ein Militärkonvoi stoppte den Zivilverkehr, um selbst freie Fahrt zu haben. Vater Oraha musste auf den Eisenbahn-Schienen halten. ein Zug erfasste sein Auto. Die Amerikaner filmten den Unfall - und fuhren davon. Iraker brachten den Schwerverletzten ins Krankenhaus. Zu spät.
Das Reporterteam trifft in Bagdad auf überforderte GIs, Militärs, ungeübt in ziviler Verwaltung. Woher Wasser, Strom und Gas nehmen? Wohin mit dem Müll?
engagierte Christen und Muslime versuchen gemeinsam, Ordnung ins Chaos zu bringen - und kommen dadurch einander näher. Gulde und Landgraf begegnen vielen Menschen, die sich einen 'freien und sicheren Irak' nach Saddam wünschen - und daran mitarbeiten wollen.
Andererseits war jene Ungeduld, die sich derzeit in Massen-Demonstrationen vor allem schiitischer Iraker für sofortige freie Wahlen entlädt, bereits im Dezember deutlich in der besetzten Stadt zu spüren.
Der Bagdader Sheik Kanem Al Saady: 'Wenn es wirklich freie Wahlen sein werden, die zu einer unabhängigen irakischen Regierung führen, dann ist der Zeitpunkt gekommen, den Amerikanern zu sagen: danke, dass ihr uns vom Saddam-Regime befreit habt, aber jetzt geht bitte.'