Die Macht des neuen Zaren - Putins gelenkte Demokratie
Release: Die Macht des neuen Zaren - Putins gelenkte Demokratie
- Datum: 18.03.2004
Die goldenen Türen werden aufgerissen, und der Präsident betritt das Zimmer. Herein kommt ein eher zierlich wirkender Mann. Die Stimme leise und nicht bedeutungsheischend, die Augen freundlich und leicht amüsiert. Der Bitte, eine Probe seiner Deutschkenntnisse zu geben, verschliesst sich Wladimir Putin nicht, sondern erzählt bereitwillig von seinen Töchtern, die noch viel besser deutsch sprächen. Dezente grammatikalische Fehler, vor allem die leichtfüssige Offenheit, erzielen selbst beim Skeptiker sofort eine gewinnende Wirkung. So hatte er am Anfang seiner Präsidentschaft die Herzen der Korrespondenten gewonnen, so machte er sich Freunde unter den Staatsmännern aus Ost und West.In den vier Jahren der Amtszeit Putins ist Russland ein anderes Land geworden. Wie ein ferner Albtraum erscheinen die Wirren der neunziger Jahre unter einem Präsidenten Jelzin, für dessen öffentliche Auftritte die Bürger gelegentlich tiefe Scham überkam. Jetzt sind sie glücklich - die meisten jedenfalls. In Umfragen bekunden rund 70 Prozent der Befragten ihre Sympathie für den Herrn im Kreml. Dank der hohen Preise für Rohöl weist die Wirtschaft ein Wachstum auf, von dem andere Länder nur träumen können.Putin hat sich vor allem im Westen Freunde gemacht, als er versprach, den Weg der Reformen fortzusetzen. Was er nie öffentlich erklärte: Dass er den Weg zur Demokratie verlassen würde. Aber mindestens sind Zweifel angebracht, ob sein Verständnis dieser Regierungsform dem entspricht, was landläufig darunter verstanden wird. Die im Dezember gewählte Duma hat ihre Rolle als kontrollierendes Parlament verloren, nach dem Putins Partei "Einiges Russland" mit einer Dreiviertel-Mehrheit einzog - nach einem Wahlkampf der bei internationalen Beobachtern auf entschiedene Kritik stiess. Der öffentliche Diskurs ist eingeschränkt, seit der Kreml alle unabhängigen Fernsehsender unter seine Kontrolle brachte. Und Aufsehen erregte in der klein gewordenen liberalen Öffentlichkeit die Art, wie der Milliardär Chodorkowski zur Strecke gebracht wurde, weil - so wird allgemein vermutet - er sich nicht an die Spielregeln des Präsidenten halten wollte und demokratische Parteien finanzierte. "Ein Kapitalismus mit dem Gesicht Stalins" nennen Kritiker das neue System.
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