Die Lager sind geteilt: Die einen verehren Fidel Castro noch immer als Held eines tropischen Sozialismus, die anderen verachten ihn als letzten skurrilen Diktator Lateinamerikas. Stefan Rocker interviewt Befürworter und Gegner und zeichnet so ein spannendes Porträt des "Fossils" unter den Revolutionären.

Immer noch geht von dem 77jährigen Alleinherrscher Kubas eine Faszination aus, wenn auch der revolutionäre Mythos immer mehr bröckelt. Nach der Verhaftung und Verurteilung von über 70 Dissidenten, Schriftstellern und Journalisten in diesem Jahr auf der Zuckerinsel, ist Castros Ansehen weltweit auf einem Tiefpunkt. Heute hätte er als Guerillero im Kampf für Freiheit und gegen Unterdrückung wohl keine Chance mehr gegen seinen eigenen Geheimdienst, der das Land im Klammergriff hält.

Als junger Revolutionär war Castro einst angetreten, für eine gerechte Welt zu kämpfen. In seiner berühmten Verteidigungsrede nach dem gescheiterten Moncada-Aufstand gegen Diktator Batista sprach er die Prophezeiung: „Die Geschichte wird mich freisprechen“ - auf einen Prozeß würde er es heute wohl nicht mehr ankommen lassen.

Stefan Rocker sprach mit Freunden und Gegnern Fidel Castros, wie Commandante Guillermo García, dem Schriftsteller Miguel Barnet, dem Dissidenten Osvaldo Payá, und Alicia Fernandez, Castros Tochter Ö und zeichnet das Porträt eines zutiefst widersprüchlichen Politikers und Menschen.

Porträt von Stefan Rocker, ARD-Studio Mexiko (2003)