Herbert von Karajan gab sich in der Öffentlichkeit mondän und arrogant. Er erschien als einsames Genie. Privat aber war der große Dirigent scheu, bescheiden und herzlich. Nur wenige Menschen kannten ihn wirklich. Er umgab sich mit einem engen Kreis verschwiegener und loyaler Mitarbeiter, die auch lange nach seinem Tod nichts vom Privatleben ihres einstigen Herrn nach außen dringen ließen.

Zum 100. Geburtstag ist es gelungen, den Privatmenschen hinter dem Musiker greifbar zu machen. Sein Butler, sein Chauffeur, seine Sekretärin und zahlreiche andere Zeitzeugen beschreiben etliche neue Facetten: Karajan, der abends gerne Colombo und Western schaute. Karajan, der ständig einen geladenen Revolver auf dem Nachttisch hatte. Karajan, der das bodenständige Essen seiner Kindheit schätzte. Die ungeschminkten Aussagen aus Karajans engstem Mitarbeiterkreis und eine Fülle von bisher unveröffentlichtem 8-mm-Filmmaterial zeichnen ein neues Bild vom vielleicht bedeutendsten Musiker des 20. Jahrhunderts. Der Halbgott am Dirigentenpult und der einfache Privatmensch wollten in einer Person nicht zusammenfinden. Im Grunde führte Karajan über Jahrzehnte ein Doppelleben. "Herbert von Karajan - Der Mensch" erzählt die ebenso aufregende wie verstörende Geschichte eines Mannes mit zwei Gesichtern.

Film von Otto Schwarz