hitec - Arche Noah im ewigen Eis
Rettung der Pflanzenvielfalt

Der Fortbestand der Menschheit hängt von ihnen ab: Nahrungspflanzen. Früher haben die Bauern viele verschiedene Sorten angebaut. Die Vielfalt schützte sie vor einem totalen Ernteausfall bei Schädlingsbefall, Krankheiten und Klimaveränderungen. Heute verwenden sie nur noch wenige Pflanzensorten, die hohe Erträge versprechen. Wir haben dadurch bereits 75 Prozent unserer Nahrungspflanzen verloren.

Von 200.000 Weizensorten werden heute gerade noch eine Hand voll angebaut. Täglich verschwinden Sorten, die wertvolle Resistenzen gegen Krankheiten und klimatische Veränderungen in sich tragen. Die Zeit drängt. Doch der weltweite Kampf zur Rettung unserer Nahrungspflanzen hat längst begonnen. Im ewigen Eis, im arktischen Spitzbergen, soll die Artenvielfalt für die Menschheit gesichert werden - Mithilfe eines riesigen Saatgutbunkers.

Die größte Samen-Sammlung der Welt

Die Bauarbeiter auf Spitzbergen haben einen langen Schacht in den vereisten Berg gegraben. 120 Meter tief ins Innere des Berges führt ein Tunnel in den Saatgutbunker - zu drei großen Hallen, dem eigentlichen Lager. Hier sollen bald viereinhalb Millionen Samenproben aus der ganzen Welt liegen. Als Sicherheitskopien.

Abgeschieden von der Menschheit, auf politisch neutralem Boden, soll das wertvolle Gut sicher sein. Nur die 2000 Bewohner des norwegischen Ortes Longyearbyen werden ein Auge auf die Anlage haben. Der Bau am Berghang in 130 Meter Höhe wird auch bei einem möglichen Anstieg des Meeresspiegels die Samen schützen. Der Dauerfrost im Boden macht aus dem Felsen einen natürlichen Kühlraum!

Cary Fowler, der Vater des Projekts, kämpft seit Jahren für den Erhalt der Artenvielfalt und für den Bau dieser Anlage.

Cary Fowler, Welttreuhandfonds für Nahrungspflanzenvielfalt:
“In diesem Samenbunker werden wir eine große Menge an unterschiedlichsten Pflanzensamen konservieren. Die Ernährung der Welt hängt von dieser Pflanzenvielfalt ab. Wenn wir sie verlieren, ist die Landwirtschaft an sich in Gefahr und wir sind in großen Schwierigkeiten. Wenn wir an die Zukunft denken und daran, was die Menschheit, die Zivilisation zum überleben benötigt, dann finden wir hier die grundlegenden und wichtigsten Ressourcen.“

Tausende Kilometer weit entfernt, auf der anderen Seite der Welt befinden sich die Philippinen. Manila ist eine der Megametropolen Asiens. 15 Millionen Menschen leben hier. Das Grundnahrungsmittel, wie in ganz Asien, ist Reis. Reis ist auch weltweit die Nr.1. An keiner Nahrungspflanze hängen mehr Menschenleben. Die Reisbauern sind unter Druck. Die Weltbevölkerung wächst, der Bedarf an Reis wird sich in manchen Regionen der Welt bald verdoppeln. Und die Bauern fürchten neue Pflanzenkrankheiten und Klimaextreme. Überschwemmungen ganzer Deltagebiete in Asien zerstörten erst kürzlich die Jahresernte.

Die wenigen modernen Züchtungen, die die Bauern heute wegen ihres hohen Ertrages pflanzen, können diesen Bedingungen kaum mehr standhalten. Zigtausend verschiedene Reissorten hatten die Bauern über Jahrhunderte als Schutz vor totalen Ernteverlusten immer wieder angebaut. Viele dieser Sorten gehen jetzt für immer verloren, weil sie nicht mehr eingesetzt werden.