Die deutsche Eiche ist eine Palme. Aber ansonsten ist in Pomerode fast alles "wie in der guten alten Heimat", heisst es: mit Bier und Volksmusik, Dirndl und Entenbraten. Suedlich von Sao Paulo, gleich am Atlantikstrand, liegt eine Art Deutschland im Mini-Format. Dort liessen sich Mitte des 19. Jahrhunderts Auswanderer aus Pommern nieder. Und noch heute fuehlen sich ihre Nachfahren der alten Heimat eng verbunden. Mitten in Brasilien ist man stolz auf seine deutschen Wurzeln, faehrt deutsche Autos und versucht, deutsch auszusehen - was immer in Suedamerika darunter verstanden wird. Rund um das Staedtchen Pomerode liegen bis heute die Hoefe der Pioniere, die sich einst in den Bergen niederliessen und das Land urbar machten: Sven Jaax hat sich mit einem Kamerateam des NDR auf die Spuren der Pommern gemacht und ist dabei auf spannende Geschichten und ungewoehnliche Menschen gestossen.

Da ist zum Beispiel Valli Hein, die von allen nur "Oma Valli" genannt wird. Obwohl sie weit über 70 Jahre alt ist, bewirtschaftet sie noch ganz allein ihren Bauernhof. Dort wurde sie geboren, und dort will sie auch sterben. Weiter als 20 Kilometer ist sie noch nie von daheim weggewesen. "Wozu auch?", fragt sie. "Zuhause ist es am schoensten." Wenn sie vom Hausschlachten schwaermt, vom Maniok-Schneiden berichtet oder vom Strom, der erst vor vier Jahren ins Haus gelegt wurde, dann spricht sie ganz selbstverstaendlich Plattdeutsch. Und wenn es sein muss, auch mal Hochdeutsch. Aber alles "Brasilianische" ist der herzlichen alten Frau fremd geblieben. Ebenso der ruestigen Rentnerin Kamchen, die in ihrer eigenen Autowerkstatt alte VW-Kaefer wieder aufmoebelt. Sie macht selbst rollende Schrotthaufen wieder flott für die Strasse. "Der Pommer ist sparsam und will Qualitaet", sagt sie. "Und das kriegt man in Pomerode."

Und dann gibt es zum Beispiel Suzanni Hepp, die rasende Pastorin. Die fleissige Gottesfrau betreut die Kolonisten auf den Berghoefen. Sie muss schon selbst in die Einoede fahren, denn ihre Schaefchen verlassen halt aeußerst ungern ihre vertraute Umgebung. Suzanni Hepp vermittelt, wenn es zu familiaeren Konflikten kommt. Wenn sich zum Beispiel die juengste Generation der Deutschtuemelei widersetzt, wenn die Enkelkinder "normal" sein wollen - also brasilianisch, so wie all die anderen im Land. Mittlerweile ist Pomerode zum Ausflugsziel für Brasilianer aus allen Teilen des Landes geworden. Besonders am Wochenende kommen die Besucher, um die "seltsamen Siedler" anzusehen und im "Café Torten Paradies" ein Stueck echte pommersche Sahnetorte zu essen.

Ein Film von Sven Jaax