Gärten der Meere - Seegraswiesen in Mosambik
Release: Gärten der Meere - Seegraswiesen in Mosambik
- Datum: 19.06.2011
Die Seegraswiesen sind unbekannte Gärten. Dabei sind sie sehr viel größer als die Korallengärten. Auf den ersten Blick scheinen die Seegräser zwar nicht so attraktiv zu sein wie die Korallen, doch bei näherem Betrachten sind viele Menschen fasziniert davon", sagt Almeida Guissamulo, Meeresbiologe an der Universität Maputo, der Hauptstadt von Mosambik. Er setzt sich seit Jahren für den Erhalt der Seegräser an der Küste des südostafrikanischen Landes ein.
Seegraswiesen gehören zu den produktivsten Ökosystemen der Welt. Doch in vielen Regionen sind die einzigartigen Biotope durch natürliche und menschliche Einflüsse gefährdet. Taifune und starke Strömungen können Seegräser entwurzeln und verdriften. In der Nordsee und im Atlantik sind durch Algenbefall, Überdüngung und Sedimentablagerungen hektargroße Flächen verschwunden. Durch Ankerplätze, Deichbau, Abwassereinleitungen und Fisch- und Shrimps-Farmen sind weltweit rund ein Drittel der Seegraswiesen in ihrer Existenz bedroht.
Auch in Mosambik ist das Seegras auf dem Rückzug. Nach einer Studie der Vereinten Nationen von 2002 hat es sich dort um ein Drittel verringert. Almeida Guissamulo richtet sein Augenmerk nicht nur auf die Seegraswiesen, sondern auch auf eine seltene und höchst scheue Tierart, die sich ausschließlich von Seegras ernährt. Dugongs oder Seekühe stehen auf der roten Liste der bedrohten Tierarten. Forscher gehen davon aus, dass es in diesem Gebiet noch 60 bis 100 Dugongs gibt. Sie sind die einzigen Meeressäuger, die sich ausschließlich vegetarisch ernähren. Durch den Rückgang der Seegraswiesen ist ihr Überleben ungewiss.
Um die Zusammenarbeit von Almeida Guissamulo mit ausländischen Wissenschaftlern voranzutreiben, ist sein deutscher Kollege Ralf Schwamborn nach Mosambik gekommen. Der Meeresbiologe vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven ist ausgewiesener Kenner der Seegrasflora. Almeida Guissamulo nimmt ihn mit auf eine Forschungsreise zum Bazaruto Archipel. Dieser wurde schon vor 35 Jahren zum Nationalpark erklärt.
Hier sind unter dem Markenzeichen des "Ökotourismus" mehrere Ferienanlagen auf der Inselgruppe entstanden. Es bleibt abzuwarten, ob der Tourismus für die unterentwickelte Region ein Segen oder eher eine Bedrohung sein wird. Schon heute gibt es Konflikte zwischen lokalen Fischern und dem Nationalparkteam. Schleppnetze gefährden Seegras und Dugongs. Die Fischer verstehen zwar die Absichten und das Engagement der Wissenschaftler, aber die Sorge um ihre Familien ist größer.