Im Februar 62 nach Christus - 17 Jahre vor dem verheerenden Ausbruch des
Vesuvs - legte ein gewaltiges Erdbeben die bl?hende Stadt Pompeji zu
gro en Teilen in Schutt und Asche. Alteingesessene Patrizierfamilien ver-
kauften ihre einst pomp sen Villen und wanderten aus. Die Adligen, die in
ihren besch?digten Anwesen ausharrten, k?mmerten sich kaum noch um ihre
traditionellen Repr?sentationspflichten in der ffentlichkeit. Die labile
Situation nach der Katastrophe beschleunigte den Niedergang der eta-
blierten Oberschicht. Die aufstrebende Gruppe der Sklaven, die sich nach
langen Jahren der Knechtschaft bei ihren Herren die Freiheit verdient
oder erkauft hatten, nutzte die g?nstige Gelegenheit. Zielstrebig be-
gannen die Empork mmlinge, das Machtvakuum auszuf?llen. Als Selbstst?ndige
stiegen sie in Handwerk und Handel ein. èPompeji, Hafenstadt und Umschlag-
platz wichtiger Exportg?ter, war eine ideale Basis f?r schnellen Wohlstand.
Ihr Verm gen investierten die Neureichen geschickt in Spekulationen mit
zahlreichen frei gewordenen Grundst?cken und Immobilien. Die so gewonnene
finanzielle Unabh?ngigkeit erlaubte es den Freigelassenen, sich bei den
B?rgern als Sponsoren und Wohlt?ter beliebt zu machen. So viel Konkurrenz
von Seiten des neuen Geldadels rief die alte Oberschicht auf den Plan.
Verbissen k?mpften die Adligen gegen das Abbr ckeln ihrer Autorit?t, denn
noch immer bestimmten sie die gesellschaftlichen und politischen Geschicke
Pompejis. Freigelassene, die gegen die ehernen Standesgesetze verstie en,
sorgten f?r Sprengstoff in der Gemeinschaft und mussten mit harten Strafen
rechnen. Der Stadtrat forderte sogar einen Gesandten aus Rom an, der die
Verst e gegen die Rechte der Elite untersuchen sollte. Anerkannt wurden
Aufsteiger nur dann, wenn sie sich opportun verhielten. Das hei t: den
Kaiserkult aus?bten oder als Mitglieder von Handelsvereinen die Wahl
kampagnen der Patrizier mit Geld, Propaganda und Stimme unterst?tzten.