Um 1200 vor Christus schuf Sin-Leqe-Unnini den ersten “Bestseller” der Weltgeschichte, das Gilgamesch-Epos. In weit über 3.000 Versen schildert der Dichter auf elf Keilschrifttafeln die schlechten und guten Taten des umtriebigen Regenten aus dem Volk der Sumerer.

In den aufregenden Erlebnissen des Herrschers klingen bedeutende Themen an, die nach wie vor aktuell sind: der Kampf gegen Naturgewalten, der ewige Wunsch des Menschen, das Schicksal zu ergründen, die Furcht vor dem eigenen Ende und die Hoffnung auf Unsterblichkeit. Gilgamesch glänzt vor allem durch einen rohen Charakter. Luxus und ausschweifende Orgien bedeuten ihm mehr als jede Pflicht. Er nimmt sich, was ihm in den Sinn kommt, auch das Recht der ersten Nacht mit jeder Braut. Um den Bruder Leichtfuß zur Vernunft zu bringen, erschaffen die Unsterblichen Enkidu, einen nackten und behaarten Wilden. Zwischen den beiden entbrennt ein heftiger Kampf, doch keiner kann siegen, und so werden sie Freunde. Gemeinsam ziehen sie in den Libanon, töten Humbaba, den Wächter des Zedernwaldes, fällen die Bäume und flößen sie auf dem Euphrat nach Uruk – als Bauholz für Tempel und Paläste. Weil Gilgamesch die Liebesdienste der Göttin Innana-Ischtar schroff zurückweist, muss sein geliebter Kamerad Enkidu auf Beschluss der Götter sterben. Der König fällt in tiefe Trauer. Verzweifelt verlässt er seine prächtige Residenz und irrt durch die Steppe – auf der Suche nach Unsterblichkeit. Der Wanderer überwindet die “Wasser des Todes” und trifft in der jenseitigen Welt auf Uta-Napischti. Der weise Mann, der die Sintflut überlebt hat, erteilt dem Rastlosen bittere Lehren und bringt ihn zur Einsicht.