"Als normale Touristen hätten wir das niemals so erlebt!" - da ist sich die vierköpfige Familie Kübler einig. Für einen Urlaub lang haben die Münchner mit der australischen Familie McKenzie ihr Haus getauscht. Aus dem bayerischen Winter in die Sonne, eintauchen ins australische Leben jenseits der Touristenströme, inklusive luxuriöser Villa in Melbourne mit Pool und einem Haus am Strand.


Familie Kübler ist fasziniert vom Angebot der McKenzies. Schon immer wollten sie nach Australien, im Pazifik baden, Kängurus streicheln. Sie nehmen die Kinder einige Tage vor Ferienbeginn aus der Schule und brechen auf zur Traumreise ihres Lebens. Ein fast preiswertes Vergnügen, denn die komfortable Unterkunft, das Haus der McKenzies, ist völlig umsonst.

Komplettes Haus gemietet

Im Gegenzug ziehen die McKenzies in das Haus der Küblers ins verschneite München. Einmal in Bayern Urlaub machen, das hat Linda McKenzie sich in den Kopf gesetzt. Diesen Urlaub will die Australierin mit ihrer Familie in einem deutschen Haus verbringen. Mehr als 20 deutsche Familien mailte Linda deshalb an, bis sie die Küblers fand. Beide Familien sind Mitglieder der gleichen Haustausch-Plattform im Internet.


Die Küblers sind erfahrene Haustauscher, in Israel waren sie schon und mehrmals in Italien. Wichtige Unterlagen schließen sie weg, alles andere steht den Australiern im Münchner Haus zur Verfügung - von der Bettwäsche bis zum Kinderspielzeug. Für die McKenzies legen sie neben Stadtplan und Ausflugstipps noch die dicken Wintersachen bereit, sogar den Skikurs haben sie für die Australier schon gebucht. Seit Wochen sind beide Familien im engen Kontakt übers Internet.

Virus Haustausch

Die McKenzies tauschen ihr Haus zum ersten Mal. Sie wollen unbedingt nach Deutschland, weil ihr Sohn dort gerade zum Schüleraustausch ist. Beim Packen tun sich vor allem die Kinder schwer: Die Surf-Shorts nehmen die Eltern ganz schnell wieder aus dem Koffer. Einen Schal und Handschuhe besitzen die Australier gar nicht. Dabei erwarten sie Minusgrade, Eis und Schnee in München.


Ferien per Haustausch - das gibt es eigentlich schon seit 50 Jahren. Früher wurden die Häuser per Katalog vermittelt. Einen großen Aufschwung nahm die Idee mit der Einführung des Internets. Organisiert wird der Haustausch über große internationale Netzwerke. Weltweit sind dort rund 48.000 Mitglieder registriert, etwa 2.500 aus Deutschland. Wer einmal getauscht hat, sagen die Experten, ist schnell mit dem "Virus" infiziert. Fortan tauschen viele mehrmals im Jahr.