Die Wolke - Tschernobyl und die Folgen
Release: Die Wolke - Tschernobyl und die Folgen
- Datum: 17.03.2011
Vor 25 Jahren ereignete sich der Reaktorunfall von Tschernobyl, die erste globale Industriekatastrophe. Interviews mit Zeitzeugen und Archivmaterial aus Ost und West rekonstruieren den Verlauf des Supergaus und die Reaktion darauf.
Damals schnellte die Radioaktivität in Schweden, Deutschland, Frankreich - ja in ganz Europa - in die Höhe und mit ihr kam die Angst. Wie kann man sich vor einer Gefahr schützen, die unsichtbar ist? Was darf man essen? Wohin mit den Kindern? Hilflosigkeit bei Regierungen, Verunsicherung bei Experten, Angst und Wut bei der Bevölkerung prägten die Stimmung im Frühjahr 1986, in dem für viele der Glaube an eine sichere, unbeschwerte Zukunft jäh zerbrach.
Am 26. April 1986 explodierte der Reaktorblock Nr. 4 des Kernkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine. Das dabei freigesetzte radioaktive Material wurde in die Atmosphäre geschleudert und in alle Richtungen über den Globus verteilt. Die ausgestrahlten Nachrichten aus jener Zeit belegen, dass die Informationen über das Unglück sich sehr viel langsamer verbreiteten. Erst zwei Tage später, am 28. April erfuhr der Westen davon.
Aber es waren nicht die offiziellen Regierungsstellen, die die Öffentlichkeit von dem Unfall in Kenntnis setzten. Es waren die extrem erhöhten Werte an Radioaktivität, die die Menschen in Schweden, Frankreich, Deutschland und ganz Europa alarmierten und die beängstigenden Fragen aufwarfen: Wie kann ich mich vor einer Gefahr schützen, die unsichtbar ist? Was kann ich noch essen? Wohin mit den Kindern? Nicht nur Eltern waren verunsichert. Politiker, Ingenieure, Mitglieder von Expertenkommissionen und Kernkraftbetreiber selbst wussten nicht, wie sie auf diesen Unfall reagieren sollten, der statistisch betrachtet frühestens in 100.000 Jahren zu erwarten gewesen wäre. In Frankreich, in der BRD und in der DDR waren die offiziellen Stellen gleichermaßen überfordert.
Bundesgesundheitsministerin Rita Süßmuth sah sich mit wütenden Müttern konfrontiert und der Grünen-Politiker Joschka Fischer, damals Umweltminister in Hessen, erinnert sich an eine wichtige Lektion: "... wenn Mütter besorgt sind, werden sie zu einer politischen Macht." Cornelia Stadler war eine dieser "Mütter gegen Atomkraft". Ihre Lektion bis heute lautet, dass auf die Politik kein Verlass ist. Die Protagonisten von damals beschreiben die Gefühle zwischen Sorge und Hysterie, rufen vergessene und auch nie bekanntgewordene Fakten in Erinnerung.
25 Jahre nach der ersten globalen Industriekatastrophe der Geschichte lässt der Dokumentarfilm die Ereignisse von damals Revue passieren. Er bildet einen historischen Beitrag, der aufgrund der neu entfachten Debatte um den Atomausstieg von aktueller Brisanz ist.