Zwischen Mama und Papa
Kleine Pendler auf Achse
Der zwölfjährige Jonas ist ein alter Hase unter den Fernreisenden im Intercity zwischen Hameln und Wilhelmshaven. Seit zwei Jahren fährt er zweimal im Monat von Papa zu Mama, pendelt zwischen den geschiedenen Eltern. Er lebt bei Papa und besucht seine Mama - 370 Kilometer entfernt. Zug fahren ist langweilig und macht trotzdem Spaß, sagt er, obwohl er manchmal viel lieber zuhause bei Papa und den Freunden bleiben will.

Das Hin und Her zwischen seinen Eltern, die er beide liebt und die ihn beide lieben, schafft Probleme - auch wenn sich die Eltern gut verstehen und sich einvernehmlich absprechen. Jonas will es beiden recht machen, was kaum möglich ist. Da ist er oft überfordert - zerrissen zwischen den Gefühlen für Mama und Papa. Die ZDF.reportage hat Jonas begleitet und bewegende Szenen - nicht nur beim tränenreichen Abschied - eingefangen.

Auch Vierjährige pendeln schon regelmäßig. Autor Broka Herrmann hat auch sie begleitet. Die Eltern der Zwillinge vertragen sich nicht so gut, und deshalb hat das Familiengericht für sie entschieden: "Umgangswochenenden" heißt das dann im Juristendeutsch. Es gibt verordnete Besuchstermine alle drei Wochen, an denen der Vater die Kinder sehen darf. Mal kommt er, mal fährt die Mutter die Zwillinge zu ihm - fast 400 Kilometer weit. Das geht nie ohne große Aufregung und fast nie ohne Tränen.

In der Bundesrepublik, so schätzt man, gibt es mittlerweile fast eine halbe Million Kinder, die zwischen den getrennten Eltern hin- und herfahren. Die Bahn hat eigens dafür ein Betreuungs-Programm eingerichtet: "Kids on tour". Auch einige Fluggesellschaften haben sich auf diesen neuen gesellschaftlichen Umstand eingerichtet und Sonderprogramme für die kleinen Familiennomaden entwickelt.

Die ZDF.reportage von Broka Hermann begleitet Kinder auf ihren Reisen zu den Elternteilen, ist nah bei den Familien und zeigt die Problematik des Hin und Hers zwischen Mama und Papa auf eindringliche Weise.